„Der Mensch ist ein Engel auf Urlaub...“
während ich über diesen Satz nachsann, der mir gerade eingefallen war - mitten im Supermarkt zwischen Süßwaren, Wurstpaketen und Kohlrabi - und während ich noch überlegte, was wir dem lieben Gott von der Reise mitbringen, was die Fahrkarte gekostet hat, ob der Urlaub eine Strafe ist, oder eine Gnade, ob wir etwas lernen sollen oder uns erholen, ob wir gefallene Engel sind oder uns ganz normal entwickeln, ertönte plötzlich aus dem Lautsprecher eine lockend verführerische männliche Stimme und pries eine besonders sanfte Sorte Toilettpapier.
Mein „Urlaub“ war zu Ende, die Erde hatte mich wieder, und das Echo meines erheiterten Lachens stieß auf eine Ecke Schmelzkäse, pflanzte sich von dort fort zum benachbarten Joghurt, hüpfte auf die Ketchup-Flasche und von dort zum Hundefutter und zu den Waschmitteln und begleitete mich nach Hause, wo es sich auf den Kochtopf setze, auf die Bügelwäsche, auf die Hausaufgaben meines Sohnes und die Erkältung meiner Tochter.
Es beharrte auch darauf, mit in die Abendmesse zu kommen, wo es sich aber brav (es war ein sehr katholisches Lachen) auf den Stufen vor dem Altar niederließ und mit einer für ein Echo-Lachen stoischen Ruhe den Pfarrer betrachtete. Ob er wußte, daß er ein Engel auf Urlaub sein könnte? Wahrscheinlich nicht, er war zu ernsthaft mit dem Sortieren von Sünde und Schuld und dem Zählen von Böcken und Schafen beschäftigt, und er hätte dem Echo-Lachen sicher nur etwas von Gehorsam und Ungehorsam gepredigt.
So kehrte das Echo-Lachen still zu mir zurück und ich nahm es behutsam auf den Schoß und versteckte es unter der Jacke. Ein Echo-Lachen darf nicht kalt werden, dann verkümmert es und verstummt.
Ich hab an dem Tag übrigens auch noch Klopapier gekauft, aber ich wußte nicht mehr die richtige Sorte.
Ein bißchen irre?
Das Normale beeindruckt mich auch nicht immer!
A. Neumann