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Mein Dank an dieser Stelle und meine Weiterempfehlung für Suchende gilt:

Pater Anselm Grün

Eugen Drewermann

Rupert Lay

und allen, die das Leben lieben und achten.

 

Meditations-Text zu Johannes 4/7-15

anläßlich eines Misereor-Gottesdienstes in der St. Nikolaus-Kirche Kiel


Durst - Trockenheit in der Kehle - das ist das Fehlen von Lebensnotwendigem,
das bedeutet, daß das Leben stockt, nicht mehr weiterfließen kann, unterbrochen wird.
In den warmen Ländern der Erde ist es das Fehlen von Wasser, das das Leben bedroht,
Durst, das kann aber auch Einsamkeit bedeuten, psychische Leere, Entfremdung, Krankheit, Sinnlosigkeit und Verzweiflung.
Auch hier stockt Leben und kann nicht mehr fließen, denn zu einem heilen Menschenleben gehört auch die Lebendigkeit der Seele und die Klarheit des Geistes.
Die Erfahrung, daß auch Seele und Geist Nahrung zum Überleben brauchen, wurde besonders der Frau aus Samarien zuteil, die Jesus beim Wasserschöpfen am Brunnen begegnete.
Das Heilsame für sie war die lebendige Begegnung mit Jesus, mit seiner Menschen-und Gottesliebe, mit seiner Glaubwürdigkeit und mit seiner offensichtlich ansteckenden Kraft, aus sich selbst heraus, aus der eigenen göttlichen Mitte heraus, zu leben.
Die Quelle dieser Kraft muß in der Gewißheit liegen, trotz aller Widersprüchlichkeiten in uns von Gott geliebt und gewollt zu sein. Das schafft die Vorrausetzung für eine Beziehung, die hält und trägt auch durch die Freiheit des eigenen Willens und heftige Auseinandersetzungen. Das macht Mut und stärkt den Rücken und bewässert unerhört großzügig die vertrockneten Anteile unserer Seele und erweckt sie zu vielfältigem Leben.
Die Quelle, aus der Jesus uns schöpfen läßt, ist das Vertrauen, daß der Urgrund des Lebens Liebe ist und daß trotz aller Fragwürdigkeit unseres Daseins alles, wirklich alles aus den Händen eines gütigen und allmächtigen Gottes kommt,
der kleine Zufall und der große Zusammenhang, der Durst und das Wasser,
die Freude und das Leid, das Gute und das Böse, wenn es uns trifft.
Diese Quelle aufzusuchen, im persönlichen Gebet und im Hineinspüren in das Leben und Wirken Jesu, lohnt sich, auch wenn der Weg oft mühsam ist.
Er soll schmal sein und gelegentlich nicht größer als ein Nadelöhr, er schlängelt sich vorbei an vertrauten Sicherheiten und Illusionen, an Geboten und Ritualen, an Dogmen und Kirchengesetzen. Ich habe gehört, er macht auch nicht unbedingt Halt in Rom, manche Leute sagen, geade dort macht er einen merkwürdig großen Bogen.
Der Weg zur Quelle führt auch durch die Nacht der Zweifel und Verlassenheit, er wandert unablässig suchend und tastend durch das von Gott auferlegte Schicksal und die Höhen und Tiefen des Lebens bis ins eigene Herz und in die eigene Mitte und er formt dabei still und unaufhaltsam das Flußbett.
Man glaubt oft, daß die Wegweiser fehlen, aber man kann sich gar nicht verirren, denn es gibt nur einen einzigen richtigen Weg: den eigenen.
Es lohnt sich, diese Quelle aufzuspüren, weil ihr lebendiges Sprudeln durch die Wüstenzeiten des Lebens trägt, und ihr unerschöpfliches Fließen und leises Rauschen Sinn in aller scheinbaren Sinnlosigkeit verspricht.

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